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Riddim Magazine feature on Delicious Vinyl Island

Immer wieder wird beklagt, dass Jamaikaner in die Röhre gucken, wenn Superstars wie Drake und Rihanna die Früchte karibischer Musikkultur ernten. Das könnte sich nun ändern. Ein neues Unterlabel des amerikanischen HipHop-Indies mit Major-Anschluss, Delicious Vinyl, hat sich einer jungen jamaikanischen Szene angenommen, die man aus Ermangelung eines besseren Begriffs Post-Revival nennen könnte, um sie einem großen Publikum zugänglich zu machen. Kalifa Madden beleuchtet Geschichte, Gegenwart und Zukunft eines Unternehmens, das Musik aus Jamaika aus der Nische holen könnte.

Der Sunset Strip ist eine der bekanntesten Straßen von Los Angeles. Bekannt für seine emporragenden Palmen, die Leuchtreklamen und berühmten Clubs wie The Roxy und The Whisky A Go-Go, pulsiert hier eine Energie, die von Träumern und Machern der Unterhaltungsindustrie geprägt ist. Irgendwo mittendrin be nden sich die Büros von Delicious Vinyl, ein legendäres unabhängiges Label, das für seine Hip Hop-Entdeckungen bekannt geworden ist. Viele Fans, die heute zwischen Mitte 30 und Ende 40 sind, fanden hier den Soundtrack ihrer Jugend. Das Label ist verantwortlich für die ersten Veröffentlichungen von Tone Loc, J Dilla, The Pharcyde, Mellow Man Ace, Born Jamericans und vielen anderen. Während der kreativen Blütezeit von Hip- Hop diente Delicious Vinyl als Pionier für die Kultur an der Westküste.

Das 1987 von dem damaligen UCLA-Studenten Mike Ross und dem Produzent/DJ Matt Dike gegründete Label war von Anfang an ein Erfolg. Tone Loc’s “Wild Thing“ verkaufte sich im ersten Jahr 2,5 Millionen mal, gefolgt von Jahrzehnten voller HipHop-Klassiker, die heute weltweit die Throwback-Playlists bevölkern. 1990 stellte Ross die junge, freche Leslie Cooney als Praktikantin ein. Die in Kalifornien aufgewachsene Tochter von zwei Puerto-Ricanern hatte immer schon einen breit gefächerten Musikgeschmack. Als sie kurz nach Beendigung der High School jamaikanische Musik für sich ent- deckte und die Insel erkundete, kehrte sie mit einer Single von Shaggy’s “Oh Carolina“ zurück, überzeugt, ihr Boss würde darauf anspringen. Mit leichter Verspätung erschien bei Delicious 1994 zwar nicht Shaggy – der war schon vergeben–, aber das erste Album der Born Jame- ricans, „Kids From Foreign“ mit deutlich hörbaren karibischen Ein üssen. Cooney wurde zur Fachfrau für den Nischenmarkt und übernahm das Management für den damals aufstrebenden Trini Machel Montano. “Es war eine gute Zeit für karibische Musik, sogar Kommerzsender sprangen darauf an“, sagt Cooney, die ihren Schützling schon früh in seiner Karriere u.a. beim Musiksender BET unterbrachte.

1999 legte die inzwischen zur A&R-Direktorin aufgestiegene Cooney eine Pause bei Delicious Vinyl ein und kümmerte sich für Greensleeves Records um die Promotion von Mr. Vegas‘ Debütalbum “Heads High“. Sie wurde Vegas‘ Managerin und veröffentlichte nach ihrer Rückkehr zu Delicious Vinyl 2004 ebendort seine „Pull Up“-EP, deren Titeltrack durch die Decke ging, als der Rapper Pitbull eine spanisch- sprachige Version auf dem gleichen “Coolie Dance“-Riddim veröffentlichte.

Mit ihrer Expertise für Reggae und Dancehall hat Cooney inzwischen das Interesse der Platten rma für karibische Musik wieder entfacht. Nachdem sich Label-Boss Mike Ross 2015 mit seinem Bruder Rick zusammengetan hatte, um mit Delicious Pizza ein Restaurant und Veranstaltungsort für spannende neue Musik zu eröffnen, heuerte Cooney den Renaissance-Selector Delano an, damit er die monatliche Event-reihe “Boom Yard LA“ kuratiert. Seither haben Künstler wie Shaggy, Mr. Vegas, Estelle, Tarrus Riley, Gappy Ranks, Marlon Asher, Tifa, Rayvon und viele andere die Pizzeria am West Adams Boulevard mit Überraschungs- auftritten beglückt. Vegas hat hier das Video zu seinem aktuellen Hit “Wakanda Jam“ gedreht. Je größer die BoomYard- LA-Partys wurden, um so überzeugter war Cooney, dass die Zeit reif war, auch mit dem Label wieder die Reggae- und Dancehall-Community zu bedienen. Die Idee war es, Künstler an sich zu binden, die ein familienartiges Team zu schätzen wissen und die Besonderheiten ihrer Marktnische verstehen. Cooney und Ross taten sich mit dem Business-Veteran Adrian L. Mil- ler zusammen, der den Vertrieb Empire für das neue Unterlabel für karibische Musik, Delicious Vinyl Island, gewinnen konnte. Jetzt fehlten nur noch die Veröffentlichungen. Die Nummer 001 im DVI-Kata- log trägt die im April erschienene single “Reap What You Sow“, die Natural High Music (siehe RIDDIM 04/16) mit Royal Blu (siehe RIDDIM 03/16) produzierte. Es folgte die Rub-A-Dub-inspirierte single “No Fenke Fenke“, die erste Produktion von Roots-Selector Yaadcore mit Shanique Marie und Kabaka Pyramid. Passend zur familiären Struktur des Labels fungiert Cooney inzwischen auch als Managerin von Yaadcore, was wiederum zu einer Partnerschaft mit dem In.Digg.Nation label von Yaadcore’s Freund Protoje führte. Im Juli erschienen bereits die beiden singles von Sevana und Lila Iké, “Sometime Love“ und “Second Chance“, bei Delicious Vinyl Island, gefolgt von dem Vintage-Calypso-Tune “Remember The Days“ von Jimmy October aus Trinidad. Cooney:
“Ich hatte das Gefühl, dass In.Digg.Nation seine Künstler gut aufbaut. Sie wollten ein gutes Team, wir wollen verlässliche Partner, also taten wir uns zusammen.“ Und so soll es mit Volldampf weitergehen. Als nächstes steht eine Produktion des UK-Producers Prince Fatty mit dem bra- silianischen Sänger Monkey Jhayam feat. Shniece McMenamin an.

In den letzten 30 Jahren hat Cooney viele Veränderungen im Musikgeschäft mitbekommen. Ihrer Leidenschaft, Künstlern aus der Karibik nicht nur Gehör, sondern auch Sichtbarkeit zu verschaffen, konnte das nichts anhaben. “Wir wollen gute authentische Musik fördern. Ich bin überzeugt, mit unserem professionellen Team und einem tiefen Verständnis für Musik und Kultur wird es uns gelingen, unseren Teil dazu beizutragen.“

Nach den ersten Kollaborationen mit Produzenten und Labels steht das erste Artist-Signing noch aus. Doch Cooney beteuert, dass sie die Augen offen hält. Zunächst stehen ein Dub-Remix von Yaadcore’s “Fenke Fenke“ an, eine EP von dem Londoner DJ und Produzent Ras Kwame sowie ein Nachfolger von “Urban Roots“, der ersten EP von Natural High Music, im Herbst. Mit einem steten Veröffentlichungsuss, einem Testlabor wie BoomYard und vielversprechenden Künstlern und Produzenten sollte es möglich sein, dass alle Beteiligten ein Stück von der Reggae-Pizza abbekommen. Hörer können von seriösen Geschäftsstrukturen ohnehin nur pro tieren.

Auf die Frage, ob das Reggae-Geschäft über die Jahre einfacher geworden ist, zuckt Cooney mit den Schultern. “Inzwischen hat sich so viel verändert, dass die alten Rezepte nicht mehr greifen. Was man damals machen musste, um einen Song oder einen Artist zu vermarkten, hat nicht mehr viel mit dem zu tun, was heute nötig ist. Außer dass man ein Ohr für gute Musik haben muss. Reggae wird auf der ganzen Welt gehört. Mit den richtigen Outlets sollte da doch einiges möglich sein.“

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